Ferrari SF90 Stradale

Ferrari SF90 Stradale – reine Verbrennungsmotor-Supersportwagen sind akut vom Aussterben bedroht, denn alle Luxusautohersteller setzen zunehmend auf Plug-in-Hybride oder reine Elektroautos. Inzwischen ist die Elektrifizierung von Autos nicht mehr auf einen Automobilhersteller beschränkt, und selbst bei Ferrari in Maranello haben immer strengere Abgas- und Emissionsnormen zur Einführung des Ferrari SF90 Stradale geführt, einem Auto mit Plug-in-Hybridantrieb, das auf den Markt gebracht wurde.
Der SF90 Stradale wurde am 29. Mai 2019 vorgestellt und die ersten Fahrzeuge wurden Anfang 2020 ausgeliefert. Die Ära der Hybrid- und Elektroautos hat also auch bei Ferrari begonnen, und man darf gespannt sein, was die Zukunft für den Mythos Ferrari bringt. Der Name ist übrigens eine Hommage an den 90. Jahrestag der Gründung des Ferrari-Rennstalls, SF steht also auch für Scuderia Ferrari.

Ferrari SF90 Stradale – Weiches und gleichzeitig aggressives Design.

Die Designlinie des SF90 ist deutlich weicher und weniger kampfjetartig als beispielsweise beim Ferrari Enzo, allerdings zeugt die Frontpartie mit den rechteckigen Scheinwerfern und der extrem flachen Haube, die von einem Stoßfänger im Formel-1-Look dominiert wird, von der jahrzehntelangen Rennsporthistorie der Marke mit dem Cavallino Rampante. Der grosse Lufteinlass an der Front, sowie die Haube im Lamborghini-Stil haben zudem ganz klar eine möglichst hohe Aerodynamik im Sinn, und das gesamte Fahrzeug wurde für die Rennstrecke konzipiert, ist aber durch seine relativ grosszügigen Platzverhältnisse auch alltagstauglich.

Die Seitenlinie mit den riesigen Lufteinlasskästen lehnt sich optisch stark an reinrassigen Rennwagen an, und verleiht dem Mittelmotor die nötige Kühlung, um auch bei hohen Geschwindigkeiten nicht zu überhitzen. Das Heck ist Evolution des gewohnten Ferrari-Designs, und greift mit vier runden Rückleuchten die Formensprache von klassischen Ferrari-Modellen wieder auf.

 

Extrem ungewöhnlich sehen dagegen die im Stossfänger platzierten Auspuffendrohre aus, welche zudem zentral angebracht sind. So etwas kennt man normalerweise nur von McLaren, aber diese Anordnung der Auspuffanlage ermöglicht einen enorm glatten Unterboden, der für mehr Anpressdruck und eine sehr gute Aerodynamik des Wagens sorgt. Ebenfalls sehr ungewöhnlich ist die Tatsache, dass die Heckscheibe extrem winzig, jedoch die Motorabdeckung am Heck komplett verglast ist so dass Aussenstehende zwar den V8-Turbobenziner in voller Pracht erleben können, der Fahrer jedoch beim Rückwärtsfahren enorm vorsichtig sein muss, um keinen Crash zu bauen. Alles in allem finden wir das Exterieur sehr gelungen, und jeder Ferraristi darf sich auf eine sehr attraktive Zukunft der Marke freuen.

 

Ferrari SF90 Stradale – Das Interieur ist voll auf den Fahrer fokussiert.

 

 

Das Design des Cockpits folgt der Ferrari-Regel “ Augen auf die Straße, Hände ans Lenkrad“, weshalb es weder Lenkstockhebel noch ein großes Infotainmentdisplay in der Mittelkonsole gibt. Wichtigste Bedieneinheit des SF90 Stradale ist das neu gestaltete Lenkrad mit Touchpad und haptischen Tasten, welche beispielsweise Blinkerfunktion, Scheibenwischer und Fahrprogramme steuern.

Im Cockpit werden die Anzeigen auf einem riesigen, gewölbten 16-Zoll-Bildschirm angezeigt, welcher die traditionellen Rundinstrumente auf das Display projiziert. In der Standardeinstellung des volldigitalen Cockpits dominiert ein runder Drehzahlmesser, der von der Batterieanzeige eingerahmt wird. Ganz links befindet sich der Bildschirm für das Navigationssystem, und rechts neben dem Drehzahlmesser hat ein Touchscreen zur Audiosteuerung Einzug in den Ferrari SF90 Stradale gehalten.

Fast schon traditionell sind dagegen die Druckknöpfe für die F1-Schaltung, welche auch über eine reine Automatikfunktion verfügt. Auch Cupholder dürfen natürlich in einem modernen Ferrari nicht fehlen, so dass gleich zwei Stück davon vor der Schaltkulisse verbaut wurden.

 

 

 

Ferrari SF90 Stradale – Plug-In-Hybrid mit 1000 PS Systemleistung.

 

Als erster Ferrari der Firmengeschichte verfügt der SF90 Stradale über einen Plug-In-Hybridantrieb, der einen V8-Turbobenziner mit insgesamt drei Elektromotoren kombiniert. Alleine der Turbomotor, welcher der stärkste V8-Motor der Firmengeschichte ist, leistet sagenhafte 780 PS.

Dieser Verbrenner verfügt übrigens über 4 Liter Hubraum. Dazu gesellen sich noch einmal maximal 220 PS aus den drei Elektromotoren, wodurch eine Systemleistung von bis zu 1000 PS und 800 Newtonmeter maximalem Drehmoment erreicht wird. Zwei der drei Elektromotoren sitzen an der Vorderachse, und der dritte E-Motor befindet sich zwischen dem Verbrenner und dem 8-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Selbstveständlich kommt der SF90 Stradale mit einem serienmässigen Allradantrieb, um die schiere Kraft auch problemlos auf die Strasse zu bringen.

Das Leistungsgewicht beträgt sagenhafte 1,57 kg/PS, da der Wagen trotz des Hybridantriebs nur 1570 kg auf die Waage bringt. Vier Fahrmodi stehen zur Wahl, vom reinen Elektromodus, der nur 25 Kilometer weit reicht, bis hin zum Performance-Programm, welches keinerlei Rücksicht auf Effizienz und Verbrauch nimmt, ist für jeden Fahrertyp ein passender Modus vorhanden.

Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 340 km/h, und von 0 auf 100 km/h geht es in katapultartigen 2,5 Sekunden. 200 Stundenkilometer sind aus dem Stand in unglaublichen 6,7 Sekunden erreicht. Damit ist der SF90 Stradale eines der schnellsten Hypercars, die man derzeit käuflich erwerben kann. Eine witzige Anekdote ist die Tatsache, dass der Ferrari SF90 im Rückwärtsgang nur rein elektrisch fahren kann, und der Verbrennungsmotor sich nur beim Vorwärtsfahren hinzuschaltet.

Für wen ist der Ferrari SF90 Stradale gedacht?

Trotz des grünen Anstrichs bleibt dieser Ferrari natürlich in erster Linie ein Spielzeug für Superreiche, und es darf stark daran gezweifelt werden, ob sich jemals ein solventer Besitzer eines solchen Fahrzeugs dazu entschliesst, den Plug-In-Hybriden wirklich an einer Ladesäule aufzuladen. Nichtsdestotrotz ist es ein faszinierendes Fahrzeug, das aufzeigt, welche technischen Möglichkeiten bereits heute machbar sind, wenn es um Sportwagenbau geht.